Aufenthaltsräume statt Schutzzonen

Text zur Pressekonferenz am 7.2.2006 im Cafe Nelsons

Abgesehen von rechtspolitischen Bedenken gegenüber der verordneten Schutzzone, zeigen die Erfahrungen des letzten Jahres, dass die Einrichtung der Schutzzone in Zusammenhang mit der derzeit laufenden Umgestaltung des Resselparks im Allgemeinen zu einer Verschärfung – zu einer Verlagerung der Problematik geführt hat:

  • Durch die Verlagerung der Szene in den baulich engen Bereich der Passage ist der ungehinderte Durchgang von PassantInnen erschwert. Es kommt zu als unangenehm empfundenen Begegnungen.
  • Die Geschäftsleute in der Passage erleben die Schutzzone allgemein als Verschärfung der Problemfelder. die suchtkranken Menschen sind zwar in der Regel höflich und freundlich, jedoch ist ihre Anwesenheit in Gruppen direkt vor den Geschäften natürlich nicht gerade förderlich fürs Geschäft. Dies hat auch mit der stärkeren Verschmutzung der Passage zu tun.
  • VertreterInnen des sicherheitstechnischen Dienstes der TU berichteten, dass es zu einer Ausweitung der Problematik (Benutzung der Toiletten, teilweise zum Drogenkonsum) auf bis dahin nicht betroffene Gebäude kam. „Das Hauspersonal notierte eine Versechsfachung der Funde von Verunreinigungen durch Drogenkonsumation.“
  • Auch bei der Vienna Business School bzw. Künstlerhaus kommt es verstärkt zu Verunreinigungen in den Telefonzellen vor der Schule.
  • Seit Einführung der Schutzzone wurden die Mitglieder der Szene als unruhiger, angespannter und auch gereizter wahrgenommen.
  • Verlagerung der Szene an andere Orte wie z.B. zum Südtiroler Platz. Für die SozialarbeiterInnen wird es schwieriger die suchtkranken Menschen zu erreichen.

Der Karlsplatz ist ein Treffpunkt – ein Ort für soziale Kontakte – für suchtkranke Menschen – daran hat die Einführung der Schutzzone und die Umgestaltung nichts geändert. Was sich geändert hat, ist dass suchtkranke Menschen weg gewiesen werden – die Frage ist nur: wohin? Diese Frage nach dem wohin müssen wir also zuerst einmal beantworten können, dafür muss der entsprechende Raum zur Verfügung gestellt werden.

Ich darf daran erinnern, dass es vor dem Umbau links vor dem Eingang in die Passage einen so genannten Toleranzbereich für suchtkranke Menschen gab. Dieser wurde an und für von allen Beteiligten positiv bewertet. Es gab eine gute Kooperation der Szene mit der Polizei, die SozialarbeiterInnen hatten die Szene im Überblick und: in diesem abseits vom weg zur U-Bahn gelegenen Bereich störte die Szene eigentlich niemanden.

Auf der einen Seite ist es unserer Meinung nach notwenig, wieder einen solchen Bereich am Areal des Resselparks zu schaffen, auf der anderen Seite sollte auch ein Aufenthaltsraum für suchtkranke Menschen eingerichtet werden, wo sozialarbeiterische und medizinische Hilfestellung angeboten wird. Wie immer wieder von ExpertInnen betont wird, sind derartige Räume wichtig, um suchtkranke Menschen überhaupt einmal erreichen zu können.

Der Karlsplatz bzw. der Resselpark ist nun einmal ein Ort, an dem gesellschaftliche Probleme offensichtlich werden. Eine verantwortungsvolle Politik muss solchen Problemen – eines davon ist die Suchtproblematik – ernsthaft begegnen.

Vgl. auch: Bericht des Team Focus: Karlsplatz. Wien 2005

Link: Presseaussendung